Historisches

Ortsgeschichte Züssow

Ortsgeschichte

Ortsgeschichte Züssow

Dieser Auszug aus der Züssower Chronik gibt Ihnen einen kleinen Einblick in die über 600jährige Geschichte unseres Ortes.
Die ersten vorhandenen urkundlichen Erwähnungen der 4 Dörfer der Gemeinde gehen auf das frühe 15. Jahrhundert zurück:

Foto: Urkunde

1404 - Ersterwähnung von Züssow

1407 - Ersterwähnung von Radlow

1407 - Ersterwähnung von Thurow

1417 - Ersterwähnung von Nepzin

Es handelte sich hierbei um Landverkäufe aus verschiedenen Höfen. Deshalb ist es durchaus möglich, daß die Orte schon einige Jahrzehnte älter sind. Sowohl Züssow als auch seine Ortsteile sind slawischen Ursprungs.

Die Ortsteile Thurow, Radlow und Nepzin entwickelten sich nach dem 30jährigen Krieg zu Rittersiedlungen mit der typischen Anordnung des Gutshauses, der Stallanlagen sowie den deutlich davon getrennten Katen der Landarbeiter. Diese Struktur ist teilweise auch noch heute wiederzuerkennen. Die darauf folgende Zeit wurde geprägt durch die Gutswirtschaft. In Züssow gab es zunächst zwei Großgrundbesitzer, so dass der Ort nicht diese typische Ausprägung erhielt, er entwickelte sich mehr zu einem Straßendorf.

Foto: Gut 1885

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren für Züssow 3 Ereignisse von Bedeutung:
Die Abschaffung der Leibeigenschaft, die Beendigung der schwedischen Herrschaft und der Beginn der preußischen Verwaltung im Jahr 1815 sowie der allgemeine Niedergang der Gutswirtschaft und der damit einsetzenden Landflucht. Ein Entwicklungsschub für Züssow setzte erst mit dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur durch die preußische Regierung ein. So wurde 1855 die heutige B111 (von Jarmen nach Wolgast) angelegt mit Anschluß an die B96 und B109. 1863 wurde die Eisenbahnanbindung Greifswald-Berlin über Züssow eröffnet. Mit der Inbetriebnahme der Strecke Züssow-Wolgast-Usedom wurde Züssow Umsteigebahnhof und nahm nun eine zentrale Lage im Fernverbindungsnetz ein und erhielt dadurch einen erheblichen wirtschaftlichen Aufschwung. An der zentralen Lage hat sich bis heute nichts geändert.

Foto: Bahnhof 1913 Foto: Post 1895

In diese Zeit fallen auch erhebliche Veränderungen in Nepzin. Durch den Konkurs der Gutswirtschaft - infolge der Landwirtschaftskrise- wurde der Besitz aufgeteilt. Der Ort verdoppelte sich innerhalb kürzester Zeit - 1905: ca. 250 Einwohner - und entwickelte sich zum Straßendorf. In Züssow setzten zu Beginn des 20. Jh. weitere Veränderungen ein: am Bahnhof entwickelte sich ein Wohngebiet durch die Reichsbahn, zwischen Bahnhof und Ortskern entstand die Molkerei, an deren Gründung 23 Gutsherren teilhatten. Eine weitere Veränderung des Siedlungsbildes ergab sich aus dem Landverkauf des Gutsherrn Buggenhagen an 20 westfälische Bauern, die das Ortsbild um ihre eigene Architektur bereicherten. Diese bauten einerseits im Ortskern sowie an der Straße nach Krebsow und Radlow.

Foto: Postkarte

Zwischen 1925 und 1938 stieg die Bevölkerungszahl von 206 auf etwa 450 Einwohner. Hintergrund des Landverkaufs waren politische Veränderungen: Das Reichssiedlungsgesetz eröffnete die Möglichkeit der Enteignung der Gutsherren. Darüber hinaus lag die Stärkung der Landarbeiterschaft durch Eigentumsbildung im Interesse der nationalsozialistischen Politik. In diese Zeit fiel auch die Ansiedlung von Handel und Handwerk: Bäckerei - Fleischerei - Spedition - Holzindustrie - Friseur etc.

Foto: KONSUM 1957

Radikale Veränderungen erfolgten in Züssow mit Beendigung des zweiten Weltkrieges durch den Flüchtlingsstrom, die Aufteilung Deutschlands, die Einführung des Sozialismus und der Bodenreform. In diese Zeit fiel auch die Gründung der Züssower Diakonie-Anstalten (heutiger Pommerscher Diakonieverein Züssow e. V.), die bis heute prägend für die Entwicklung der Gemeinde geblieben ist. In Zahlen ausgedrückt verdoppelte sich die Einwohnerzahl von 850 im Jahre 1933 auf 1573 im Jahre 1946.

Die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg war zunächst durch einen Aufschwung der Landwirtschaft geprägt, der einerseits aus der Bevölkerungszunahme und andererseits aus der Bodenreform und dem Neubauernprogramm resultierte. Die Gutshöfe wurden wie in allen Ortschaften des Amtes enteignet und in etwa 10 ha umfassende Höfe aufgeteilt.

Foto: KONSUM Gaststätte 1967

Die jüngere Geschichte des Ortes Züssow ist durch zwei Prozesse gekennzeichnet, die mehr oder weniger parallel voneinander abliefen. Die Gründung der Diakonie-Anstalten, die sich der Betreuung von Alten, Kranken und Behinderten widmeten und die sich schrittweise vergrößerten. Auf der anderen Seite erfolgte der Ausbau Züssows zu einem landwirtschaftlichen Entwicklungszentrum.

Foto: MTS 1962

Züssow wurde in den 50er Jahren einer von vier Maschinen-Traktoren-Station-Standorten (MTS) im damaligen Kreis Greifswald. Der daraus resultierende Konzentrationsschub wurde in den 60er und 70er Jahren noch verstärkt durch die allmähliche Konzentration der Landwirtschaft in landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG). Züssow wurde der Sitz der Kooperative Abteilung Pflanzenproduktion. Damit verbunden war eine Ausweitung des Versorgungs- und Dienstleistungsangebots (z. B. Kaufhalle, Agrochemisches Zentrum) sowie eine erhebliche Konzentration des Wohnungsbaus. Aufgrund dieser Konzentration von Versorgungs- und Dienstleistungsfunktionen ist die Gemeinde Züssow heute Sitz der Amtsverwaltung und hat die Funktion als ländlicher Zentralort für den Amtsbereich übernommen.

Aus unserer Chronik

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Züssower Bauernweisheiten

  • Neujahrsnacht still und klar, deutet auf ein gutes Jahr!
    Wächst das Gras im Januar, wächst es schlecht das ganze Jahr.
    Januar ganz ohne Schnee tut den Bäumen weh.
    Ist der Januar frostig und kalt, lockt uns bald der grüne Wald.
    Schlummert im milden Januar das Grün, so wird zeitig der Garten blühn.
    Januar im Nebel weiß schickt im Märzen Schnee und Eis.

  • Ist´s ein kalter Februar, wird´s ein gutes Roggenjahr.
    Wenn es im Februar nicht schneit, dann schneit es in der Osterzeit.
    Läßt der Februar Wasser fallen, so läßts der März gefrieren.
    Wenn die Mücken tanzen im Februar, gibt es ein spätes Frühjahr.
    Viel Regen im Februar - viel Sonnenschein das ganze Jahr.

  • Märzenregen bringt keinen Segen.
    Ein nasser und fauler März ist der Bauern Schmerz.
    Trockener März und nasser April ist des Bauern Will'.
    Ein heiterer März erfreut des Bauern Herz.
    Donnert's in den März hinein, wird der Roggen gut gedeihn.

  • April, der weiß nicht was er will.
    April nass und kalt, wächst das Korn wie ein Wald.
    Regen im April - jeder Bauer will.

  • Ein Regen auf einen Ostertag mehr Regen denn schönes Wetter sagt.
    Woher zu Ostern der Wind kommt gekrochen, daher kommt er sieben Wochen.
    Ist der Gründonnerstag weiß, wird der Sommer sicher heiß.
    Gründonnerstag und Karfreitag Regen gibt selten Erntesegen.
    Wer sehr gerne Erbsen mag, säe sie am Gründonnerstag.
    Karfreitag Sonnenschein bringt uns reichlich Früchte ein.
    Wind, der auf Ostern weht, noch vierzig Tage steht.

  • Erst in der Mitte des Mai ist der Winter vorbei.
    Nordwind im Mai bringt Trockenheit herbei.
    Regen im Mai bringt Wohlstand und Heu.
    Maikäferjahr - ein gutes Jahr.
    Abendtau im Mai gibt das rechte Heu.
    Auf nassen Mai kommt ein trockener Juni herbei.
    Mairegen, mild und warm, tut den Früchten keinen Harm.

  • Juni kalt und nass, lässt leer Scheune und Fass.
    Gibt's im Juni Donnerwetter, wird auch das Getreide fetter.
    Bleibt´s im Juni kühl, wird´s dem Bauern schwül.
    Kälte im Juni verdirbt, was Nässe im Mai erwirbt.
    Wie soll der Juni sein? Warm mit Regen und Sonnenschein.
    Im Juni ein Gewitterschauer, macht das Herz gar froh dem Bauer.
    Ist der Juni warm und naß, gibt's viel Frucht und grünes Gras.

  • So golden die Sonne im Juli strahlt, so golden sich der Weizen mahlt.
    Juli heiß, lohnt Müh' und Schweiß.
    Macht der Juli uns heiß, bringt der Winter viel Eis.

  • Fängt der August mit Hitze an, bleibt sie lang die Schlittenbahn.
    Im August der Morgenregen wird sich meist vor Mittag legen.
    Wenn es im August von Norden weht, beständiges Wetter vor dir steht.

  • Der September ist der Mai des Herbstes.

  • Ist der Oktober warm und fein, kommt ein harter Winter rein.
    Ist der Oktober aber nass und kühl, mild der Winter werden will.
    Wenn das Blatt am Baume bleibt, ist der Winter noch sehr weit.

  • November tritt oft hart herein, braucht nichts dahinter zu sein.
    Im November kalt und klar, wird mild und trüb der Januar.
    Im November Morgenrot mit langem Regen droht.

  • Wenn man den Dezember soll loben, muss er frieren und toben.
    Wie der Dezember pfeift, so tanzt der Juni.

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